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Untergang eines Tauchbootes

Ein Albtraum, welcher kein Taucher erleben möchte – der Untergang des eigenen Tauchbootes.

Tauchboot geht unter

Am 05. Mai 2016 ist dieser Fall tatsächlich eingetreten. Der Katamaran der Tauchbasis Shark Diving in Medulin konnte nicht mehr gerettet werden und versank in der Adria.
Doch was genau war geschehen?

Ein Bericht eines Teilnehmers:

Treffen um 9 Uhr an der Basis.
Die 14 Doppelgeräte, 18 Stages und 16 Taucher( 7 Deutsche, 6 Dänen, 2 Südtiroler und Guide xxx) wurden ins Boot geladen. Abfahrt gegen 10 Uhr.

[… erster Tauchgang entfernt …]

Nachdem wir wieder alle an Deck waren wurde der gelegte Anker eingeholt und ein neuer Versuch das Wrack zu finden vom Kapitän gestartet.
Das erste Buddyteam der Dänen stand schon zum Abtauchen bereit.
Jetzt wurde das Wrack mit dem Anker getroffen und der Diveguide XXX führte einen Checkdive durch.
Wieder an der Oberfläche angekommen sprangen die beiden ersten Dänen in Wasser, danach die beiden Sidemout Südtiroler, und tauchten ab.
Dann machten sich die nächsten beiden Teams der Dänen bereit zum Abtauchen. XXX aus unserer Gruppe hängte sich beim dritten Team mit dran.
YYY und ich beschlossen keinen weiteren Tauchgang zu machen und auf dem Boot zu bleiben.
Als ich zum Heck des Bootes schaute bemerkte ich, dass der Aufzug der die Taucher bei der Rückkehr aus dem Wasser holt, ständig unter der Wasserline stand.
Das beunruhigte mich aber nicht weiter, da wir schon mehrere Tauchgänge an den Tagen zuvor unter ähnlichen Bedingungen tauchten.
Was ungewöhnlich war ist, dass der Kapitän ständig versuchte eine leere Kufte an den Aufzug zu stellen damit nicht so viel Wasser in Boot kam.
Die Wellenbewegungen waren jedoch so stark, dass er die Kufte am Übergang vom Nass- in den Trockenbereich seines Bootes stellte und begann die nun schon bis zum Trockenbereich einfließende Wassermassen mit Hilfe eines Handtuches zu trocknen.
Das zweite Dänenteam, an der Oberfläche wieder angekommen, hatte das Führungsseil gefunden und es dem Kapitän zum befestigen des Bootes gegeben.
Das Boot wurde daran festgemacht und die Bootsmotoren abgestellt.
Die ersten beiden Buddyteams der Dänen wurden wieder an Bord geholt.
Dann ging es Schlag auf Schlag.
Nach sehr lautem Wortwechsel zwischen dem Kapitän und dem Diveguide auf Kroatisch mussten wir alle Doppelgeräte und Kuften in den vorderen Teil des Bootes schaffen.
Dann wurden die Halterungen für die Sitzbänke entfernt und die beiden Klappen für die vermutlich nicht laufenden Lenzpumpen geöffnet, die schon komplett vollgelaufen waren.
Der Guide bat uns um Hilfe und ich begann mit einem Eimer das Wasser aus dem Schacht zu schöpfen.
Auch andere Taucher versuchten mit Kuften Wasser aus dem bereits sinkenden Boot zu schöpfen jedoch ohne Erfolg.
Jetzt tauchen die letzten drei Taucher an der Boje auf.
Wir rieten dem Kapitän, der mit der Basis telefonierte das Boot zu starten und zu versuchen das einlaufende Wasser nach hinten auslaufen zu lassen.
Der Kapitän und der Guide jedoch wollten unbedingt die letzten drei Taucher an Bord haben und dann erst losfahren.
Die Taucher wurden an Bord gezogen und die Fahrt fortgesetzt. Der eine Motor des Katamarans jedoch war bereits vollgelaufen und der zweite Motor brachte uns durch das Aufsteigen der rechten Seite in noch eine schlechtere Lage.
Jetzt wurden wir hektisch aufgefordert so schnell wie möglich das Boot zu verlassen da es sinkt und nicht mehr zu halten ist.
Die Doppelgeräte, Stages und Kuften rutschten durcheinander auf dem Boot.
Das Boot sank mit dem Heck nur der Bug stand noch oberhalb der Wasserfläche und einer der Dänen setzte einen Notruf ab.
Die Taucher und auch der Kapitän nahmen alles was schwimmt an sich um an der Oberfläche zu bleiben.
Nach geschätzten 40 Minuten kam ein Fischerboot, 10 Minuten später die Wasserpolizei die uns dann an Bord nahm und nach Pula fuhr.

 

Eigentlich geht man ja davon aus, daß man gut aufgehoben ist, wenn man Tauchausfahrten über eine professionelle Tauchbasis bucht. Leider war das Notfallmanagement alles andere als perfekt.

Ein Dänischer Mittaucher alarmierte über sein Handy die Küstenwache, nachdem von der Crew kein Notruf abgesetzt und nur mit der Tauchbasis telefoniert wurde. Die vorhandene Rettungsinsel ging gemeinsam mit dem Boot unter. Wings / Jackets waren nicht mehr erreichbar, nachdem sie in vorher in die Kabine geschleppt wurden um auf dem Tauchdeck Platz zu machen. Ein Großteil der Tauchausrüstung verschwindet mit dem Tauchboot.

Zum Glück gab es bei diesem Vorfall keinen Personenschaden, aber für die Taucher entstand natürlich ein großer Verlust durch die verloren gegangene Ausrüstung. Auch wenn in den Folgetagen einiges geborgen werden konnte, ist der Verlust im fünfstelligen Bereich.

Bis heute hat sich die Versicherung der Tauchbasis geweigert, den Schaden zu übernehmen. Hintergrund könnte sein, daß der Katamaran nur für 15 normale Taucher zugelassen war, das Boot jedoch mit 16 Tauchern, davon 14 Technischen Tauchern mit wesentlich mehr Equipment, überladen war.

 

Wie könnte man sich als Taucher auf so eine Situation vorbereiten?
Sehr schwer, denn man kann nicht von der Crew erwarten die Rettungskapseln vorzuführen und auszuprobieren.

Ideen, die sich in der Gruppe entwickelt haben waren:

KONTAKT
Ggf. Notrufnummern (Küstenwache, Polizei) ausfindig machen
Handy mit GPS mitnehmen um Notfälle rechtzeitig zu melden
Ein vom Tauchboot unabhängiges Notrufsystem wie zum Beispiel von EasyAIS, mit dem sowohl ein Notruf abgesetzt werden kann und die Position auch auf den Kartenplottern der Schifffahrt als Notfall angezeigt wird.

VERSICHERT
Ggf. Abschluss einer Versicherung gegen den unverschuldeten Verlust der Tauchausrüstung

VORBEREITET
Tauchequipment vor dem Betreten des Bootes zusammen bauen und erst an Land wieder demontieren.
Tauchequipment greifbar lassen – nicht ins Bootsinnere räumen. Natürlich an Deck gegen Verlust sichern, jedoch schnell lösbar für den Notfall.
Tauchanzüge anlassen; Kleinkram (Computer, Maske, etc). Direkt am Equipment befestigen und nicht in eine Kiste packen.

RUHE
Alle – durch die Bank sehr erfahrenen – Taucher behielten einen kühlen Kopf, es brach keine Panik aus, und trotz der Katastrophe wurde klar denkend gehandelt. Das untergehende Boot wurde sogar noch schnell mit einer Boje markiert, damit es einfach wieder gefunden werden konnte.

Wir wünschen Euch allen, von solchen Vorfällen verschont zu bleiben und stets eine unbeschadete Rückkehr in den Hafen. Gleichzeitig wünschen wir uns aber, dass für alle Arten von Tauchgängen ein Notfallplan zur Hand ist, welcher hoffentlich nie zum Einsatz kommen muss.