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Blindsee

Mit dem Standort Nürnberg ist man nicht gerade gesegnet mit Möglichkeiten zum Tauchen im Freiwasser, für ein ‚anständiges‘ Gewässer muss man einige Kilometer in Kauf nehmen. Das gilt auch für den Blindsee, der knapp dreihundert Kilometer entfernt ist, doch der Weg lohnt sich.

 

Geografische Lage

Der Blindsee liegt nur wenige Kilometer hinter der österreichischen Grenze in der Gegend rund um Garmisch und die Zugspitze, demnach in den Alpen. Vom See aus kann man die 16 Kilometer entfernte Zugspitze sehen. Die Anfahrt von Nürnberg ist über die A9 am kürzesten, jedoch auch über die A7 möglich. Je nach Verkehrslage könnte sich ein Ausweichen lohnen. Beide Wegvarianten sind innerhalb von Österreich autobahnfrei, man braucht also keine Vignette. Von Garmisch aus geht es via Lermoos auf die Fernpassstraße und kurz nach Weißensee rechts ab über eine Privatstraße.

Der Blindsee liegt auf einer Höhe von 1093 Metern auf dem Gemeindegebiet Biberwier und auch die zum See führende Straße gehört der Gemeinde. Seit zwei Jahren gibt es dort eine automatische Schranke, die den Zustrom regelt. Diese öffnet sich gegen vier Euro oder Wertmünzen, sofern die 180 Parkplätze am See noch frei sind. Das damit erhaltene Geld fließt in die Müllbeseitigung am See und in die Instandhaltung des Uferbereichs. Die Schranke verhindert gleichzeitig, dass auch die Ausböschungen des schmalen Weges oder gar der Weg selber zugeparkt wird, wie es in den letzten Jahren immer wieder der Fall war. Somit ist die Sicherheit aller Gäste (nicht nur Taucher sind dort unterwegs) besser gewährleistet, weil Rettungspersonal schnell vor Ort sein kann.

Der See hat eine Fläche von 22 Hektar, eine Länge von 1,1 Kilometern und eine Breite von maximal 300 Metern. Die maximale Tiefe ist 25 Meter, der Punkt ist mit einer Boje gekennzeichnet. Der See liegt mitten in einer bewaldeten Berglandschaft, was auch ein herrliches Panorama bietet.

Die nähste Deko-Kammer befindet sich in Murnau in ungefähr 60 Kilometern Entfernung, ein Krankenhaus in gut 25 Kilometern Entfernung in Reutte.

Unweit befinden sich auch der Plansee sowie der Urisee, Fernsteinsee und Sameranger See, so dass man durchaus mehrere Tage zum Tauchen in der Gegend bleiben kann.

 

Entstehung

Durch einen gewaltigen Bergsturz vor ungefähr 4100 Jahren entstand der Blindsee und auch das gesamte Talboden-Relief der Gegend mit den umliegenden Seen. Der Blindsee hat den natürlichen Zufluss des Rossköpfle-Wasserfalls, aber keinen Oberflächenabfluss. Vermutlich trug dies zur Namensgebung bei.

Eine weitere einschneidende Veränderung kam im Jahr 1984, als bei einem großen Erdrutsch in Folge von massivem Schneefall ein Abhang auf den gefrorenen See abrutschte. Zwar versuchte man so viel Erdreich und Bäume wie möglich zu bergen, doch die Eisdecke ließ nach und der See verschluckte einen ganzen Teil des Erdrutsches. In der Folge war die Sorge um den See sehr groß, die Befürchtung er könnte durch die Erdmassen kippen bewahrheitete sich zum Glück aber nicht. Dies ist dem Einsatz von Berufstauchern zu verdanken, die eine nahe liegende Quelle mit Rohren versehen haben und das sauerstoffreiche Wasser aus der Quelle somit in die Tiefe brachten.

 

Tauchgenehmigung

Während die Zufahrtsstraße der Gemeinde Biberwier gehört, befindet sich der See im Privateigentum des Hotel Mohr Life Resort  in Lermoos. Zum Hotel gehören auch noch der Weißensee und der Mittersee, dort ist das Tauchen jedoch nicht gestattet. Das Hotel selbst liegt im oberen Preissegment, bietet dafür aber auch eine fantastische Wellnesslandschaft, aus der Sauna hat man Blick auf die Zugspitze. Hotelgäste erhalten die Tauchgenehmigung kostenfrei, Tagesgäste besuchen dafür das zum Hotel gehörende Café Il Ducatisti, welches genau gegenüber des Hoteleingang liegt. Dort erwirbt man die Genehmigung, um zwischen 8.00 und 18.00 Uhr tauchen zu dürfen. Nachttauchen ist nur für Hotelgäste möglich.

Eine frühe Anreise ist zu empfehlen, denn täglich dürfen nur fünfzig Taucher ins Wasser, so dass die Genehmigungen schnell vergriffen sind.

Infrastruktur

Abgesehen vom Parkplatz mit Mülltonnen und einer kleinen Bootshütte am Einstieg gibt es am Blindsee keinerlei Einrichtungen. Die Gemeinde Biberwier denkt wohl über das Errichten von Toiletten nach, was wohl eine Bereicherung wäre. Bisher ist dies jedoch Zukunftsmusik.

Ein Fußweg führt rund um den See, allerdings muss man dabei immer wieder ein paar Höhenmeter machen, weil es teilweise keinen flachen Küstenbereich gibt.

Flaschen füllen ist am See nicht möglich und auch mit eigenem Kompressor nicht erlaubt. Gefüllt werden kann ebenfalls im Café Il Ducatisti (aktuell 6 Euro für eine 12-Liter-Flasche und 7,50 Euro für eine 15-Liter-Flasche), auch ein Trockenraum für die Ausrüstung ist für Hotelgäste vorhanden. Es gibt allerdings außer wenigen Tauchflaschen kein Leihmaterial, Ausrüstung muss also komplett mitgebracht werden.

 

Temperatur

Der Wasserspiegel des Blindsees ist abhängig von der Schneeschmelze, zusätzlich hat der Blindsee einen Zufluss von Quellwasser über verschiedene Rohre. Alleine das macht deutlich, dass es sich bei einem Besuch nicht um einen Warmwasserbadetag handelt. Die Temperatur an der Oberfläche liegt im Durchschnitt bei 18° Celsius. Es gibt mehrere Sprungschichten, auf einer Tiefe von 8 Metern haben wir im Durchschnitt noch 10° Celsius und auf einer Tiefe von 16 Metern sind es oft nur noch 5° Celsius.

In den heißen Sommermonaten kann man von einer zwei bis drei Grad höher liegenden Temperatur ausgehen.

Wer im Blindsee halbtrocken taucht, sollte auf jeden Fall eine Kopfhaube und Handschuhe tragen, auch eine Eisweste ist zu empfehlen. Ebenso empfehlenswert sind zwei getrennte erste Stufen auf Grund der Vereisungsgefahr.

 

Sicht

Als Bergsee mit Schmelzwasser und Quellzufluss hat der Blindsee natürlich eine hohe Sichtweite. Man kann selbst bei schlechteren Bedingungen von einer Sichtweite um die 15 Meter ausgehen. Die beste Sicht hat man im Spätherbst mit Weiten von bis zu 30 Metern.

 

Flora und Fauna

Der Blindsee beinhaltet eine Vielzahl von Wasserpflanzen. Vor Allem die Armleuchteralge und die Wasserpest sind verbreitet, außerdem gibt es etliche Schwammgebilde. Zu deren Erhalt ist der Einstieg an der Flachwasserstelle verboten.

Der Blindsee ist für Fischreichtum bekannt, häufig gesichtet werden verschiedene Forellen und Zander sowie Elritzen, die gerne in Schwärmen auftreten und auf diese Weise ein schönes Bild abgeben. Auch etwas größere Hechte befinden sich im See.

Außerdem beheimatet der See einige Kleinstlebewesen, beispielsweise Köcherfliegenlarven, Gelbbrandkäfer und diverse Schneckenarten.

 

Besonderheit

Zu Übungszwecken gibt es an der Einstiegstelle drei Plattformen in verschiedenen Tiefen. Diese sind durch Führungsleinen miteinander verbunden und so leicht zu finden. Gerade für Anfänger ist dies eine schöne Möglichkeit, sich erst in Ruhe zu tarieren, bevor es quer durch den See geht.

Von der Einstiegsstelle aus geht es dann quer auf die andere Seite. Auf dem Weg findet man mit etwas Glück ein kleines versunkenes Boot, grob muss man hierfür in die gleiche Richtung tauchen wie die Leine vorher zeigt, also die Führungsleine imaginär verlängern. Doch nicht das Boot ist das wirkliche Spektakel sondern der gegenüberliegende beim Erdrutsch versunkene Wald zwischen fünf und fünfzehn Metern.

Die Baumstämme liegen heute ähnlich wie beim Mikado verschachtelt im Wasser. Je nach Sichtweite kann man dies als Panorama wahrnehmen oder auch von Gebilde zu Gebilde tauchen. An vielen Stellen liegen die Bäume so, dass man unter ihnen hindurchtauchen kann. Gerade in diesem Bereich ist der Fischreichtum sehr hoch, die Fische fühlen sich zwischen den Stämmen wohl.

Am anderen Ende des Sees gibt es eine weitere Stelle mit Bäumen sowie altes Kriegsmaterial. Diese beiden Spots sind jedoch vom Einstieg ungefähr einen Kilometer entfernt, so dass sie mit einer Monoflasche nicht zu erreichen sind.

 

Achtung: Im See wird immer wieder Munition gefunden. Diese ist teilweise noch scharf und sollte keinesfalls berührt werden.