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Grundeln

Grundeln sind reisefreudig

Die Familie der Grundeln (Gobiidae) – weltweit ca. 2000 Arten – kommt eigentlich aus dem Meer. Sie sind euryhalin, d.h. sie dringen vom Salz- in Süßwasser vor.
Grundeln sind sehr anpassungsfähig und stammen ursprünglich aus dem Brackwasser des Schwarzen Meeres. Durch den Bau des Main-Donau-Kanals “übersprang” die Grundel die geografischen Donaubegrenzungen in Richtung Main und Rhein und mittlerweile alle angeschlossenen Fluss- und Kanalsysteme.
Das liegt daran, dass die Bauchflossen zu einer Saugscheibe verwachsen sind. Damit können sie sich in Strömung am Ort halten, sich aber auch unter Schiffen fixieren, die sie so zum Transport nutzen können. Die Eier können auch im Ballastwasser der Schiffe überdauern und so unsere Flusssysteme erreichen.

Die Grundelarten sind agressive “Neubürger”

Grundelarten sind unter anderem Schwarzmundgrundeln, Marmorgrundel und Kesslergrundeln.
Es handelt sich um Neozoen, d.h. neu eingewanderte Arten. Diese Arten sind mit menschlichem Einfluss z.B. in unserem Fall über Schifffahrt und Kanalsysteme zu uns gewandert. Neozoen können auch ohne Zutun des Menschen z.B. über Zugvogelwanderungen neue Lebensräume besiedeln.
Immer erhöhen Neozoen den Konkurrenzdruck (Raum- und Nahrungskonkurrenz) auf die etablierten Arten, denn die Invasion neuer Arten zieht immer Konsequenzen für das bisherige Ökosystem nach sich.
Weil sich diese Grundeln im neuen Lebensraum erfolgreich vermehren können, handelt es sich um eine sogenannte “invasive” Arten. Man kann davon ausgehen, dass man diese Tiere “nie mehr los wird”.

Die Schwarzmundgrundel

Die Schwarzmundgrundel ist eigentlich unauffällig gefärbt, ocker und braun.

Die keulenförmige Bodenfischart hat einen schwarzen Augenfleck auf der ersten Rückenflosse. Die Rückenflosse ist geteilt, der erste Teil ist kurz. Entlang der Seitenlinie sieht man deutliche schwarze Flecken.

Die Länge beträgt bis zu 25 cm, die Lippen des endständigen Maules (waagerechte Maulspalte) sind sehr wulstig. Sie kann sehr fest zubeißen, kann damit auch Muscheln knacken. Im Winter verstecken sich die Grundeln in den Höhlen, die sich zwischen den Steinen der künstlichen Gewässerbauten gebildet haben. Nur selten bekommt man den Fisch dann zu Gesicht … vom Seeboden verschwunden.

Die Ernährung der Schwarzmundgrundel ist vielseitig und besteht u.a. aus Muscheln, Schnecken, Insektenlarven und Krebstieren sowie Fischbrut. Auch von Jungfischen wird berichtet. Es besteht daher ernsthafte Nahrungskonkurrenz zu heimischen Bodenfischarten.

Papa ist wachsam … wie ein Zander

Es werden bis zu 1.000 Eier gelegt. Für Fische ist diese Anzahl nicht hoch: Die Eier sind robust und werden bewacht, daher kann die Eierzahl gering bleiben.
Die Eier sind relativ groß und widerstandsfähig gegen hohe Wassertemperaturen und den damit einhergehenden Sauerstoffmangel.
Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Fische selbst noch bei schlechten Bedingungen schlüpfen können, sehr groß ist. Diese Wahrscheinlichkeit kann größer sein als bei den bisher heimischen Fischen, d.h. es kommt zur Verdrängung bishin zum Aussterben.
Die Eier werden ins Lückensystem von Steinblöcken geklebt. Das Männchen (Milchner) betreibt im Frühjahr – von April bis Mai – Brutpflege, d.h. bewacht den Laich und fächelt sauerstoffreiches Wasser mit den großen Brustflossen zu. Ähnlich agiert unser größter heimischer barschartiger Räuber, der Zander.
Der Milchner der Schwarzmundgrundel verfärbt sich zur Laichzeit komplett dunkel, z.T. schwarz.

Weil die Schwarzmundgrundel ihre Eier im Blockverbau bzw. Steinblockschüttungen – z.B. am Birkacher Damm – ablegt und sich gerne in den Blockzwischenräumen versteckt, ist der Rothsee ein idealer Lebensraum. Es wird von bis zu 20 Individuen pro Quadratmeter gesprochen. Ihre eher hüpfende Fortbewegung hinterlässt im Sediment kleine Wolken und ist auf eine zurückgebildete Schwimmblase zurück zuführen.

Wer mag Schwarzmundgrundel?

Was noch unklar ist, sind die Fressfeinde der Schwarzmundgrundel: Da die Grundeln als Neobionten zeitlich neu im See sind, sind diese Neubesiedler auch “Neuland” für die etablierten Jäger, z.B. Großbarsche, Zander, Hecht, Aal und Waller.
Im Internet finden sich Hinweise, dass Zander Gefallen und Geschmack an Schwarzmundgrundeln finden. Reiher und Kormorane wären – neben Aalen – ebenfalls Kandidaten von Fressfeinden.

Quellen (Auswahl):
Gerstmeier, Roland; Romig, Thomas: Die Süßwasserfische Europas; Franck-Kosmos Verlag; Stuttgart; 1989 Greenhalgh, Malcom: Süsswasserfische; BLV Buchverlag; München; 2007 Hauer, Wolfgang: Fische, Krebse, Muscheln in heimischen Seen und Flüssen; Leopold Stocker Verlag Graz; 1. Auflage; 2007 Müller, Horst: Fische Europas; Neumann Verlag Leipzig – Radebeul; 2. Auflage; 1987 Schill, Ralph O.; Frohme, Marcus; Brümmer, Franz: Süßwasserbiologie; Delius Klasing Verlag, 1. Auflage; 2007
 
Artikel und Bilder: Axel Eisele