Home » Tauchausflüge » Wracktauchen auf Bali: Die USAT Liberty

Wracktauchen auf Bali: Die USAT Liberty

Direkt an der nordbalinesischen Küste liegt ein größeres Wrack nur wenige Meter von der Küste entfernt. Es handelt sich um das ehemalige Versorgungsschiff USAT Liberty, das im Jahr 1942 von einem japanischen U-Boot torpediert wurde und auf den Strand in Bali gesetzt wurde.

Zur Geschichte des Schiffs:

Die Liberty lief im Jahr 1918 vom Stapel und war das erste Schiff der Federal Shipbuilding and Drydock Company in New Jersey, USA. Sie wurde für das United States Shipping Board gebaut und dem Naval Overseas Transportation Service unterstellt. Ursprünglich als Tiertransporter gebaut transportierte sie auf ihrer ersten Fahrt während des ersten Weltkriegs Pferde nach Europa und machte danach noch zwei weitere Fahrten mit Tieren und normaler Fracht.

Im Mai 1919 wurde sie dann an das Shipping Board zurück gegeben. Die folgenden 20 Jahre wurde die Liberty als Paketschiff eingesetzt. Im zweiten Weltkrieg wurden ihre Dienste dann wieder benötigt, im November 1940 trat sie wieder in den Dienst der Navy und wurde für den United States Army Transport im Pazifik eingesetzt. Daher stammt auch ihr Präfix USAT.

Im Januar 1942 fuhr das Schiff beladen mit Eisenbahnteilen und Gummi auf dem Weg von Australien zu den Philippinen. Auf dem Weg wurde es am 11. Januar 1942 vom japanischen U-Bot I-166 mit Torpedos beschossen. Ein amerikanischer und ein niederländischer Zerstörer namen das Schiff an den Haken und schleppten es in Richtung des Hafens Singaraja an der balinesischen Nordküste. Allerdings war der Wassereinbruch zu stark, so dass die Liberty dann in Tulamben an den Strand gesetzt und aufgegeben wurde.

In den darauf folgenden Jahren wurde das Schiff von der einheimischen Bevölkerung geplündert, sogar die Schiffsschraube wurde dabei geraubt. Das Schiff verfiel am Strand, bis ein Ausbruch des Gunung Adung dafür sorgte, dass das Schiff ins Wasser rutschte. Seitdem liegt es dort parallel zum Strand in einer Tiefe zwischen 9 und 30 Metern. Es ist inzwischen stark mit Korallen bewachsen und die Laderäume sind einsturzgefährdet. Die Geschütze sind noch vorhanden und auch stark bewachsen.

Unterbringung vor Ort:

Die Liberty ist am einfachsten von Tulamben aus zu erreichen, von manchen Hotels mit Tauchcenter sind es nur wenige Meter bis zum Einstieg. Auch von Amed aus werden Tauchausflüge zur Liberty angeboten, allerdings muss man dann erst ungefähr eine Dreiviertelstunde Anfahrt in Kauf nehmen. Da die Liberty viele Taucher anzieht und es je nach Gezeiten unterschiedlich angenehm am Wrack ist, sollte man am besten direkt in Tulamben untergebracht sein, um möglichst früh am Morgen starten zu können.

Es gibt haufenweise Hotels mit angeschlossener Tauchbasis, empfehlen können wir das Liberty Dive Resort. Dieses liegt ungefähr hundert Meter vom Strand entfernt, vom dortigen Einstieg sind es unter Wasser noch ungefähr fünfzig Meter bis zum Wrack.

Taucher werden dort nicht in großen Gruppen geführt, wie wir es teilweise unter Wasser gesehen haben. Zusammengehörende Reisende erhalten einen gemeinsamen Guide bei einer Taucheranzahl von 2-3 Personen pro Guide. Alleinreisende erhalten einen Guide für sich alleine. Das bringt natürlich vielfältige Möglichkeiten mit sich und ein Guide kann auf die Wünsche der Taucher eingehen. Wir haben erlebt, dass ein Nano-Fotograf ganze Tauchgänge mit seinem Guide nahe des Bodens gelegen war und der Guide wunderbar ein Tierchen nach dem anderen gesucht und gefunden hat. Auch wir wurden immer gefragt, was wir gerne machen würden.

Nitrox ist für zertifizierte Taucher kostenlos, und das Brevet musste erfreulicherweise auch wirklich vorgezeigt werden. Ausrüstung ist sehr vielfältig und von unterschiedlichen Marken vorhanden. Sowohl Flaschen als auch Jackets waren in gutem Zustand, deutlichere Gebrauchspuren gab es an Dingen wie Schuhen. Da könnte man ruhig etwas weniger sparen.

Das Tauchcenter im Liberty hat einen Shop und bildet aus. Wir haben Einzelunterricht beobachtet, und das sogar in deutscher Sprache, von einem balinesischen Tauchlehrer. Kommunikation in englischer Sprache war sowohl mit Personal als auch mit Guide problemlos. Preistechnisch lagen sowohl Resort als auch Tauchcenter im balinesischen Durchschnitt.

Die Bungalows im Liberty Dive Resort sind geräumig, gemütlich und sauber. Die Anlage selbst ist gepflegt mit Rasenflächen zwischen den Bungalows. Gegessen wird auf einer großen überdachten Terrasse. Mit dem Frühstück waren wir immer sehr zufrieden (man kann zwischen verschiedenen festen Angeboten auswählen), andere Speisen waren in Ordnung. Wir haben auf  Bali auch besser gegessen, allerdings auch schlechter.

Tauchen an der Liberty:

Ein so optimal gelegenes Wrack zieht natürlich viele Taucher an. Dementsprechend empfiehlt es sich, sehr früh am Wrack zu sein. Gegen 9 Uhr wird es sehr voll. Wer um diese Zeit bereits wieder aus dem Wasser geht, der kann dort dennoch sehr entspannt tauchen.

Da die Liberty parallel zum Strand liegt, kann man sie sinnvoll von zwei Einstiegen erreichen, und sie entweder von vorne nach hinten oder von hinten nach vorne begutachten. Uns hat die Variante von hinten nach vorne etwas besser gefallen, die Unterschiede sind aber gering.

Der Einstieg geht auf beiden Seiten vom Strand aus, welcher relativ steinig ist. Bei Wellengang ist es recht schwer, das Gleichgewicht zu halten, vor Allem in aufgerödeltem Zustand. Die Guides sind aber geübt und helfen auch sofort. Wenige Meter später wird es sandig, dort findet man häufig Seewürmer und auch kleinere Rochen. Auf Grund der geringen Entfernung ist die Liberty natürlich sehr kurz nach dem Abtauchen in Schemen schon zu erkennen. Sobald man etwas näher kommt, sieht man auch, wie vielfältig das Wrack bewachsen ist. An manchen Stellen könnte man die Liberty auch mit einer bewachsenen Klippe verwechseln, wenn man sehr nah dran ist. Doch es gibt immer wieder Details, die den technischen Untergrund verraten.


In beinahe jeder Tiefe kann man etwas entdecken und kleine Teile des Wracks können auch noch durchtaucht werden. Dass man sich hier in einem Teil der Laderäume befindet muss man aber wissen, um sie noch als solche zu erkennen. Dort ist der Lichteinfall sehr schön anzusehen und viel Getier tummelt sich an den Korallen. Die Liberty ist schon etwas mitgenommen und an vielen Stellen einsturzgefährdet, so dass man nur an manchen Stellen etwas weiter nach innen tauchen kann.

  

Wer ausreichend Zeit hat und mehrere Tauchgänge an der Liberty unternimmt, kann sich Zeit für ein genaueres betrachten nehmen, und das lohnt sich: Details findet man viele, beispielsweise alte Leitern, Rampen und Räder, auch Rohre sind noch erkennbar. Dies gilt besonders für den höheren Bereich rund um die Geschütze.

Wer ganz früh auf den Beinen ist: gegen 6 Uhr sind Bügelkopfpapageifische in Schwärmen unterwegs, die einen imposanten Eindruck machen. Zu späteren Zeiten sind sie im doch noch recht flachen und küstennahen Wasser nicht mehr zu finden, so dass man dafür wirklich sehr früh aufstehen muss.